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Forschung |

Digitalisierung in der Medizin: Portal zu Datenmodellen erhält eine halbe Million Euro Förderung

IMI-Direktor Prof. Martin Dugas (vorn) mit Michael Storck, Alexandra Meidt und Julian Varghese (v.l.), die am MDM-Projekt mitarbeiten werden; Foto: FZ/Manfred Thomas

Wissenschaftler vom Institut für Medizinische Informatik der Universität Münster haben ein Onlineportal zu medizinischen Datenmodellen entwickelt. Für den Ausbau des Portals und die weitere Forschung bekommt das Team unter der Leitung von Prof. Martin Dugas mehr als eine halbe Million Euro Förderung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

 

In der modernen personalisierten Medizin gibt es über 13.000 Diagnosen – und jede davon muss für die ärztliche Behandlung präzise dokumentiert werden. Doch obwohl die dafür vorgesehenen Formulare - Datenmodelle genannt - in Praxen, Krankenhäusern und Laboren weltweit täglich zum Einsatz kommen, sind sie weder standardisiert noch für die Mediziner allgemein zugänglich. Das wollen Wissenschaftler vom Institut für Medizinische Informatik (IMI) der Universität Münster ändern und haben dafür ein Onlineportal zu medizinischen Datenmodellen (MDM) entwickelt. Für den Ausbau des Portals und die weitere Forschung bekommt das Team unter der Leitung von Prof. Martin Dugas mehr als eine halbe Million Euro Förderung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).


Die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft hat längst auch die Medizin erreicht: Nach jedem Patientengespräch werden vielfältige Daten - zum Beispiel Vorerkrankungen, Blutdruck oder Ergebnisse der vorangegangenen Untersuchung - in Informationssysteme aufgenommen. Etwa ein Drittel ihrer Arbeitszeit wenden deutsche Ärzte durchschnittlich schon für die Arbeit am Computer auf – für den Patientenkontakt bleibt so immer weniger Zeit. „Das liegt auch an der riesigen Zahl von unterschiedlichen Datenmodellen“, sagt Prof. Martin Dugas, Leiter des IMI und Initiator des Online-Portals. Dem wollen der Medizininformatiker und sein Team nun entgegenwirken und mit dem Portal eine Möglichkeit schaffen, Expertenwissen über Datenmodelle zu teilen. „Damit soll beispielsweise zugänglich und verständlich gemacht werden, wie ein Herzinfarkt an verschiedenen Orten und von verschiedenen Ärzten dokumentiert wird. Dies ist die Voraussetzung, dass man sich auf sinnvolle Datenstandards einigt“, so Dugas.


Die münsterschen Wissenschaftler haben in den letzten zwei Jahren etwa 9.000 Datenmodelle mit über 300.000 verschiedenen Feldern gesammelt, womit ihr MDM-Portal bereits jetzt das größte seiner Art weltweit ist. Diese Zahl soll aber noch um etwa 20.000 Datenmodelle steigen, die mit speziellen Kodes ergänzt werden, damit sie computerbasiert ausgewertet und zum Beispiel deutsche und englische Formulare verglichen werden können. Für Forscher können die online verfügbaren Formulare dann als Vorlage für Studienbefragungen dienen und die Effizienz der Arbeit steigern. „Alle profitieren von besseren Datenmodellen: Ärzte verbringen weniger Zeit vor dem Computer, während Forscher klinische Daten besser auswerten können“, erklärt Dugas. „Von diesen Vorteilen profitieren letztlich auch die Patienten.“ Die im MDM-Portal gespeicherten Formulare sind nicht ausgefüllt, die Patientendaten bleiben so selbstverständlich geschützt.


Für das ehrgeizige Ziel, Ärzten wieder mehr Zeit für die Behandlung ihrer Patienten zu geben und zugleich die medizinische Forschung zu unterstützen, kooperieren Dugas und sein Team mit der Universitäts- und Landesbibliothek Münster unter der Leitung von Dr. Beate Tröger. Das Projekt, zu dessen nächsten Schritten auch die Produktion eines YouTube-Tutorials als „Bedienungsanleitung“ gehört, wird zudem ab Sommer 2015 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG gefördert. 550.000 Euro erhalten die Wissenschaftler für die nächsten beiden Jahre, um ihre „Wikipedia für medizinische Formulare“, wie Dugas das Projekt beschreibt, auszubauen und langfristig zu etablieren.

 

Unterstützt wird das Projekt auch von namhaften nationalen und internationalen Partnern wie dem European Leukemia Net, dem European Institute of Health Records, der Harvard Medical School, der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin, dem Fachverband für Dokumentation und Informationsmanagement in der Medizin, der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. sowie dem Berufsverband medizinischer Informatiker. Mit Spannung erwarten die münsterschen Forscher nun den Start des Projekts, das, so Prof. Dugas, „in einigen Jahren die moderne Medizin verändern könnte.“

 

Weitere Informationen finden Sie unter: http://medical-data-models.org/